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15. Februar 2011 2 15 /02 /Februar /2011 11:09

Faul betrachtete den karminroten Handabdruck auf seinem Oberschenkel und stellte abermals fest, wie schön es doch war, wenn der Schmerz nachließ. Wie er zu dem Handabdruck kam ist schnell erklärt. Der Pascha in seiner unendlichen Weisheit, hatte zuvor die Absicht gehegt ein Blatt Papier zurecht zu schneiden. Bei der Gelegenheit hatte sich das Schneidutensil als unbrauchbar erwiesen. Es hatte gerupft, und Teile gar nicht abgeschnitten. Das Resultat  war demzufolge, wenig bis gar nicht zufriedenstellend. Der Patriarch war sauer. Nein, er war übersäuert. Es reichte ihm. Nicht nur, dass er das Pamphlet noch einmal verfassen musste, wie gesagt es waren die Siebziger, nix Computer, Scanner oder Drucker, nur Spiritus Vervielfältiger, nein, er entdeckte auch gleich die Wurzel allen Übels. Die ersten drei Zentimeter der Scherenspitze sahen aus wie eine Kohlenzange. Es war genug. Das Einmanntribunal wurde einberufen, der Schuldige erfunden und in Abwesenheit abgeurteilt. Nun galt es nur noch den Schurken zu stellen. Er stürmte durch die Räumlichkeiten des heimischen Palastes, doch der kleine Taugenichts war nirgends zu finden. Sein Zorn war bereits im unermesslichen Bereich angelangt. Wagte doch dieses Faultier von Sachschädling, sich vor ihm zu verkrümeln.

Faul indes spielte friedlich im Garten mit seinen Matchbox Autos. Er hatte sich im  Bausand, der im Hinterhof lag, eine wunderschöne Landschaft gebaut. Mit Straßen, kleinen Häuschen aus Eisstielen, kleinen bepflanzten Gärten, Flüssen, Seen und vielem mehr. Er konnte so in seiner Fantasie dem Alltag total entschweben. Er war weit weit weg, als ihn der Blitz traf. Und zwar in Form eines Hinterhauptschlages. Zurück auf dem Boden der Realität stellte er fest, dass auf jemand auf ihn einschlug. Es war das Familienoberhaupt. Was er aus dem Geschrei entnehmen konnte, wurde er wegen Sachbeschädigung von irgendetwas angeprangert. Eines Blattschneiders. Als er dann noch meinte, Messer–Gabel-Schere-Licht...weiter kam er nicht, da er von einem klassischen Backhandflip gestoppt wurde. Heulend wandte er sich an den Züchtiger und beteuerte abermals, er hätte die Schere gar nicht in der Hand gehabt, und ob der Chef wohl daran gedacht hätte, dass es ja auch noch den Prinzen gab, der... Das ging dann doch zu weit und der Pascha  bedankte sich für die infame Beschuldigung, indem er Faul eine Trophäe zukommen ließ. In seiner Wut hatte er seinen Arsch verfehlt und nur den Oberschenkel zart berührt. Die dabei freigesetzte kinetische Energie tat den Rest. Ganz abgesehen von der Gardinenpredigt wegen des verunreinigten Bausands. Später hatte sich herausgestellt, dass der Schlosseigentümer versucht hatte, aus Mangel eines Schraubendrehers, die Bodenleisten mit Hilfe der Schere zu demontieren. Hatte er aber aus Zorn darüber und wegen des Watschengesichts, vergessen. Um sich keine Blöße zu geben zitierte er Faul zu sich, der sich dann sein ganzes Leben lang dafür entschuldigen durfte. Und noch für vieles mehr.

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15. Februar 2011 2 15 /02 /Februar /2011 11:08

Zur gleichen Zeit kam es in der Alpenstadt ebenfalls zu einem „Fenstersturz“. Die Zwillingsforscher hätten aufgejubelt und diesen Vorfall als Beweis für eine genetische Determination angesehen. Zur Vorgeschichte. Der älteste Bruder saß alleine auf dem Boden, er war zu diesem Zeitpunkt etwa 2 Jahre alt. Trotz seines kurzen Daseins schnappte er sich einen herumliegenden Pantoffel und schleuderte diesen zielgenau durch das offene Fenster. Ein paar Minuten später läutete es an der Wohnungstüre und eine aufgebrachte Dame fuchtelte der Mutter wild mit dem Hausschuh vor der Nase herum. Sie forderte lückenlose Aufklärung über den hinterhältigen Angriff gegen ihre Person. Nachdem die Mutter nicht sofort begriff was denn eigentlich geschen war fauchte die Frau sie an. Sie wäre eben vom Friseursalon hinaus auf die Straße gegangen, als sie plötzlich heimtückisch von diesem Filzschuh am Kopf getroffen. Zum Glück waren in jener Zeit Hochsteckfrisuren in Mode, nicht auszudenken, was bei einem Jahre später modernen Bubikopf-Haarschnitt für Verletzungen auftreten hätten können. Als die Mutter erklärte, dass nur ihr kleiner Sohn anwesend wäre, blickte die erzürnte Frau sie argwöhnisch an. Sie versuchte offensichtlich herauszufinden ob nicht die Hausfrau einen Rückfall ins Infantile erlitt und alleine für diesen Fauxpas verantwortlich war. Jedenfalls nahm sie die Entschuldigung an und die Sache war damit erledigt.

Etliche Jahre später wurde der Adoptivsohn von einer unbändigen Sehnsucht getrieben, ebenfalls den freien Fall praxisorientiert zu untersuchen. Im war die Geschichte mit dem Hausschuh und die Gefährlichkeit dieses unbeabsichtigten Wurfes bekannt. Aber erstens war sein Vorhaben bewusst geplant und zweitens wollte er dafür Wasser verwenden, um so ein Verletzungsrisiko auszuschließen. Der erste Versuch war paradoxerweise ein „Trockenversuch“, d.h. ohne Einbeziehung eines Passanten. Er stellte dabei fest, dass die Durchsichtigkeit des Wassers, eine genaue Beobachtung wesentlich erschwert. In einem kinderreichen Haushalt finden sich Unmengen an Malfarben in allen möglichen Konsistenzen. Er entschied sich für pastöse Wasserfarben und quetschte die halbe Tube mit der Aufschrift „Zinnoberrot“ ind das bereits Glas und rührte geduldig um, bis sich die Farbe komplett darin aufgelöst hatte. Er nahm es und machte sich äußerst behutsam auf den Weg zum Fenster um ja nichts zu verschütten. Er beugte sich hinaus und musste nur noch die Geschwindigkeit des Fußgängers und die Fallhöhe aus dem 4. Stock in Einklang bringen. Zu seiner eigenen Verwunderung erwies er sich dabei als überdurchschnittlich begabt. Von den fluchenden Passanten bekam er nichts mit, denn sobald er den Treffer gelandet hatte, schloß er blitzartig das Fenster. Nach einiger Zeit er war gerade bei der Farbe „Königsblau“ angekommen, traf er den wahrscheinlich reaktionsschnellsten Mann der Welt. Kurze Zeit später läutete es an der Wohnungstüre und als die Mutter sie öffnete staunte sie über einen Herrn, der sich scheinbar im wahrsten Sinne des Wortes blau geärgert hatte. Von der einen Hälfte des Gesichtes tropfte das gefärbte Wasser auf das Revers seines Kamelhaarmantels. Eigentlich harmoniert das Königsblau perfekt mit dem Beige des Mantels, dachte sich der Adoptivsohn, der Mann sah das naturgemäß anders und forderte die Kosten für eine Komplettreinigung. Der böse Knabe aber sah schwarz für sich, erhielt abends ebenfalls eine Reinigung in Form einer „Kopfwäsche“, seine Wange strahlte danach in der RAL-Farbe 3026 - „Leuchthellrot“.

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15. Februar 2011 2 15 /02 /Februar /2011 11:07

Was klopfen angeht war Faul ausnahmsweise einmal wo anders zu Gast und musste lernen, dass es vermutlich seine bloße Anwesenheit war, die Erwachsene zu Aggressionen gereichte.  Anstellen brauchte er nicht wirklich etwas. Er war Inhaber  eines Watschengesichts. Damit hatte er sich schon in jungen Jahren abgefunden. Er war schon von so ziemlich jedem beglückt worden. Dem Pascha, seiner besseren Hälfte, dem Prinzen, der als Faul einmal krank war, am Krankenbett stand und mit einem Hausschlappen auf den spielunwilligen Taugenichts eindrosch. Der Magd, dem Chauffeur, den Lehrern, dem Gärtner, der Köchin, den Kindern der Köchin, dem Hausarzt, dem Stubenmädchen, dem Krämer, dem Gemüse-, dem Brothändler, irgendwelche Fremden, Navids Vater und und und. Es würde Bände füllen, aufzuzählen wer aller ihm schon eine gedonnert hätte und weitere um zu erklären, was diese Herrschaften dazu bewogen hatte oder was dazu führte, dass sie Zuckungen bekamen wenn der Furz anwesend war. Doch zurück zur Story. Faul war zu Gast bei Navid.  Dieser wohnte mit seinen Eltern und seinem Bruder inklusive Dienstpersonal im Zentrum Teherans. Im vierten Stock ohne Aufzug aber mit Balkon.

Faul und Navid hatten den gesamten Nachmittag damit verbracht Autoquartett zu spielen. Gegen fünf Uhr wurde es Navid aber dann doch zu langweilig immer zu verlieren und er beschloss Faul sein Lieblingsspiel  zu zeigen. Er ging mit einem breiten Grinsen in die Küche und begann seine Mutter zu nerven. Er wollte Eis. Er brauchte sofort etwas Vanilleeis oder er würde den Tag nicht mehr überleben. Seine Mutter wollte zu Anfang aber gar nichts davon wissen, also verließ Navid die Küche um kurz darauf wieder mit seinem kleinen Bruder, den er schon auf  Vanilleeis geimpft hatte, in der Küche zu erscheinen. Nun quengelten beide so lange bis Navids Bruder zu heulen begann. Die Mutter beschloss daraufhin, um dem Ganzen ein Ende zu bereiten, den Kleinen zu schnappen, zog sich kurz an und verließ die Wohnung um zum Krämerladen zu gehen. Supermärkte gab es noch keine. Nun kam Navid um die Ecke, nahm sich einen Stuhl um mit ihm in Richtung Küche zu verschwinden. Er bat Faul ihm zu folgen, was dieser auch sofort tat. Er benutzte den Stuhl um auf die Anrichte zu klettern und so besser an die höher gelegenen Fächer der Hängeschränke heran zu kommen. Er öffnete den Schrank und schnappte sich einen Karton mit Würfelzucker, sprang von der Anrichte. Schnell stellte er den Stuhl wieder an seinen Platz und begann dem Taugenichts die Spielregeln zu erklären. Es ging so, man musste sich an die Brüstung stellen und nach unten blicken. Dann galt es zu zielen.  Jeder Mann mit vollem Haar bekam einen Würfel auf das Haupt  gezuckert. Kam nun einer mit schütterem oder gar keinem Haar, musste man den Würfelzucker schnell zerkauen und mit viel Spucke vermischen. Dann wurde mit der Pampe auf die kahle Körperstelle gezielt. Man hatte je nur einen Versuch. Dann galt es sich schnell aus der Szene zurück zu ziehen. Man durfte auf gar keinen Fall gesehen werden. Navid begann. Ein Schuss ein Treffer. Faul hingegen war eher Talentfrei. Seine Trefferquote war null. Den Einen den er getroffen hatte konnte man nicht zählen, weil der Würfel an der Hauswand abgeprallt war. Und Spucken war schier unmöglich. Das Einzige was er traf waren sein Hemd und seine Schuhe. Wobei nach dem Auftrocknen die kristallinen Rückstände keines Kriminallabors bedurften um weiteres zu verraten. Sie waren so bei achtundfünfzig zu null für Navid, als dessen Vater die Bühne betrat. Auf seinem, sagen wir mal höflich, breiten Scheitel ein kristalliner Ministalagmit. Da er Navid ansonsten als pflegeleicht wähnte und Fauls Schuhe verräterische Bände sprachen, war alles sofort klar. Es war der Taugenichts von Faul, der das unschuldige Engelein verführt hatte. Sein Sohn würde das niemals machen. Also begann seine Hand zu zucken. Um diese Zuckungen los zu werden, mussten Faul und Navids Hintern weichgeklopft werden. Als der Taugenichts später vom Pascha abgeholt wurde bekam er noch eine Belohnung. Backhandflip.

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15. Februar 2011 2 15 /02 /Februar /2011 11:06

Die Regenerationsfähigkeit von Kindern ist ungleich höher als bei Erwachsenen. Daher dauerte es nicht lange bis die Folgen des Zigarrenrauchens vergessen waren. Die Familie befand sich noch immer in Italien, als Mitte August die alljährliche Geburtstagsfeier des Campingplatzbesitzers anstand. Dazu wurden am Eingang mehrere Stände aufgebaut wo sich jung und alt verköstigen konnten. Die Adoptiveltern hatten ihn nicht umsonst aufgenommen, also schickten sie den Sklaven los, um etwas Wein zu holen. Werner, ein gleichaltriger Freund und er machten sich sogleich auf dem Weg. Vorne angekommen händigte man ihnen das Gewünschte umgehend aus. Jugendschutz gab es keinen und die Italiener sind sowieso glücklich, wenn sie Bambini sehen, noch dazu war er in voller Kostümierung unterwegs, d.h. inkl. obligatorischer Lederhose. Die Bedienung war verzückt und überreichte ihnen je ein Glas Wein für die Eltern. Umgehend traten sie den Rückweg an, schließlich wollte er seine Eltern nicht unnötig warten lassen. Auf halbem Weg entschieden Werner und er, sicherheitshalber das Getränk zu kosten, sie wollten nichts dem Zufall überlassen und womöglich etwas Ungenießbares überreichen. Sie standen da wie zwei altgediente Sommeliers und gaben nach jedem Schluck einen Kommentar ab. „Guter Traubensaft“, „ein wenig süßer könnte er sein“, „ist aber sehr erfrischend“. Kaum hatten sie sich versehen, waren die beiden Becher leer. Sie blickten sich ratlos an und überlegten, wie sie diesen abnormen Schwund erklären sollten. Beim Wohnwagen angekommen schaute er zuerst betreten ihn die Runde und erzählte dann ohne Hemmung von einer Abkürzung, die sie genommen hatten, damit die Eltern nicht so lange warten müssten. Dabei wäre er über eine unvorschriftsmäßig gespannte Zeltschnur gestolpert und hätte unglücklicherweise auch Werner mitgerissen. Dann versprach er, sofort das Versäumte nachzuholen und marschierte mit Werner wieder Richtung Campingplatzeinfahrt. Die Dame bei der Weinausgabe empfing ihn mit einem freudigen Wortschwall, doch diesmal klang das Italienische noch eigenartiger als sonst. Der Wein sollte für Onkel und Tante sein log er, nicht damit der Ruf seiner Eltern gewahrt würde, sondern aus Angst, sie könnten auf dem Trockenen sitzen bleiben. Er bedankte sich wandte sich um und ging mit Werner Richtung Wohnwagen. Nun jedoch zweigten sie schon nach 20 Metern vom Weg ab und stellten sich hinter das Gebäude mit den Waschräumen. In dessen Schutz konnten sie ungestört denn zweiten Becher verkosten, natürlich nur um sicher zu gehen, dass dieser Wein die gleiche Güte aufwies, wie der zuvor. Diesmal beschlossen sie den Eltern nicht mit leeren Händen und einer geistlosen Ausrede unter die Augen zu treten, sondern gleich wieder die nette Frau mit dem scheinbar unerschöpflichen Vorrat an „Traubensaft“ aufzusuchen. Für die dritte Runde mussten Großmutter und Großvater herhalten. Die beiden machten sich nicht einmal mehr die Mühe diesen wunderbaren Ort zu verlassen, sie legten sich gegenseitig einen Arm um die Schulter, tranken einen Schluck und begannen plötzlich ohne Grund zu kichern. Es schien als ob sich die Umwelt ich ein Kuriositätenkabinett verwandelt hätte. Alles und jeder wirkte unglaublich erheiternd. Als er Werner auf einmal ansah, kam ihm vor, als würde er in ein von Picasso gemaltes Porträt blicken. Anscheinend, machte seine eigene Physiognomie auf Werner den gleichen Eindruck. Im gleichen Augenblick brüllten sie los vor Lachen, die erschrockenen Umstehenden verfolgten die beiden mit ihren strafenden Blicken, während sie sich gegenseitig stützend auf den Heimweg machten. Ach ja, er ist selbstverständlich danach noch in voller Montur in den See gefallen, die stocksteife Lederhose und sein Hinterteil wurden allerdings erst am nächsten Tag vom Adoptivvater weich geklopft.

 

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15. Februar 2011 2 15 /02 /Februar /2011 11:05

Der Taugenichts im Morgenland  und Navid bekamen gerade eine schallende Ohrfeige vom Herrn Oberschullehrer Hugel.  Dieser hatte gedacht sie würden schwätzen. Das war aber gar nicht wahr. Sie diskutierten nur darüber wer wohl das bessere Auto sein Eigen nennen könnte. Navid, eigentlich Navids Vater fuhr einen himmelblauen Ford Capri. Fauls Patriarch einen limonengelben Opel AL GT. Zu der Zeit noch die ultimativen Raketen für arme. Sie besprachen wer wohl wen, wie überholen würde, wenn wer, wie..... . Der Rest ist bekannt. Daraus entwickelte sich auch folgender Dialog: ....ich bin schneller ...... nein ich bin schneller, ...... nein ich ....., nein ich......., wenn ich es dir doch sage, ich bin schneller....., so glaub mir doch, ich bin schneller...... Das zog sich von der ersten Stunde hin bis zur letzten Flötenstunde. Unabhängig davon, dass man nicht vernünftig einen wegflöten kann, wenn man permanent quatscht, fielen Beide durch permanentes Lachen auf. Je falscher Faul blies, desto lauter lachte Navid und umgekehrt. Gequälte Schülerohren, drangsalierte  Instrumente, genervte Lehrer. Den restlichen Stundenanteil durften beide in der Ecke verbringen. Der Eine vorne links, der andere rechts in der Ecke. Da sie nun hinter dem Lehrer standen, konnten sie sich gegenseitig anschauen und sich Sachen deuten, ohne vom Lehrer gesehen zu werden. Was Beide vergessen hatten zu Berücksichtigen, war die Tatsache, dass sie die restlichen Schüler sahen.  Sie standen da schrieen sich an, rauften sich die Haare deuteten sich gegenseitig den Vogel, jedoch ohne einen Ton zu verlieren. Man hätte denken mögen, die Wiege der Slapstick. Das fanden die Zuschauer ebenfalls. Sie belohnten das mit spontanem Lachen und sich auf den Tisch klopfen.  Als dem Flötotto von Lehrer klar wurde worüber die kleinen Säcke lachten, drehte er sich blitzschnell um. Was er vorfand waren zwei in einer lächerlichen Stellung erstarrte Hirnis. Davon ausgehend, dass sie ihn nachgeäfft hatten, erteilte er ihnen noch schnell eine Lektion in Sachen Takt und Rhythmus. Concerto del baffo. Danach stand der Einer links vorne, der Andere rechts hinten. Ach ja, noch eine Kleinigkeit war in Vergessenheit geraten. Es war Donnerstag. Nein, wie treffend. Donnerstags wurden beide von ihren Vätern abgeholt. Wäre ja nicht weiter schlimm gewesen, hätten sie nicht beide vor der Klasse wartend angetroffen. Die Lehrer hatten gepetzt. Die Zwei Idioten vor sich herprügelnd gingen beide über den Campus in Richtung Parkplatz. Beide waren gerade dabei mit dem Heulen zu beginnen, als sich ihre Blicke trafen und bei dem Versuch wegzurennen ergab sich folgender Dialog: ....ich bin schneller...... nein, ich bin schneller......, nein, ich..... nein, ich ......., wenn ich es dir doch sage, ich bin schneller....., so glaub mir doch, ich bin schneller ..... . 

 

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15. Februar 2011 2 15 /02 /Februar /2011 11:04

Die Alpenbewohner verließen wieder einmal die gewohnte Umgebung, um ihr Sommerquartier zu beziehen. Der kleine Gebirgsgnom hatte das Schuljahr beendet und war aufgrund der zu erwartenden Ferien so euphorisch, dass er beschloss sich freiwillig fortzubilden. Wie sich später herausstellte bezog sich dieses Vorhaben auf das Adverb „fort“, mit weiterbilden hatte dies nichts zu tun. Selbst die Adoptiveltern versuchten ihm auszureden die mit Lernutensilien prall gefüllte Schultasche mitzunehmen. Am Urlaubsort angekommen, verstaute er umgehend den aus bester Schweinshaut gegerbten Lernbehälter im Schrank, wo dieser unberührt zwei Monate lang in völliger Dunkelheit sein Dasein fristete. Das einzige was er lernte war, dass eine Schultasche im Urlaub so sinnvoll ist, wie ein Rauchmelder in einer Selchkammer. Beim Einräumen der Wäsche fiel ihm plötzlich ein Geschenk in die Hände, welches er im letzten Jahr von einem netten Bekannten erhalten hatte, eine Zigarre. Dieser vertraute auf die Zurechnungsfähigkeit des Affenhirns, deshalb bestand sie aus feinen Tabakblättern und nicht aus Schokolade. Ein normales Kind würde doch nie auf die absurde Idee kommen sie richtig einzusetzen. Allerdings wurde in dem neu angebrochenen Jahrzehnt alles Mögliche geraucht und diese negative Vorbildwirkung sollte kam nun voll zum Tragen. Daher glaubte er, dass es an der Zeit wäre, sich an diesem Treiben zu beteiligen. Die Sonne war eben untergegangen, die Campinggäste machten es sich in ihren Klappstühlen vor den Zelten und Wohnwägen bequem. Nur das Klappern von Alutöpfen und Geschirr aus Melamin war zu hören, unterbrochen vom gelegentlichen Fauchen der Gaskocher. Während sich seine Adoptiveltern ebenfalls an diesem allabendlich stattfindenden Procedere beteiligten, organisierte er sich eine Schachtel Streichhölzer und verabschiedete sich mit den Worten, er würde nun noch etwas Luft schnappen. Dieses Vorhaben entsprach teilweise der Wahrheit und als er glaubte genügend Publikum für sein Unternehmen vorzufinden, schritt er zur Tat. Affen sind bekanntlich gut im Nachahmen, so hatte er keine Schwierigkeit die Rauchware vorschriftsmäßig “in Gang zu setzen“. Er begann mit seiner Exkursion und spazierte von einem Stellplatz zum anderen, begrüßte die Anwesenden jovial und unterstrich dies jedes Mal mit dem Ausstoßen einer mächtigen Rauchwolke. Die Reaktionen auf den zigarrepaffenden Knirps waren sehr unterschiedlich. Während die einen entsetzt über die mangelnde Sorgfaltspflicht der Erziehungsberechtigten diskutierten, erheiterte sein Anblick die anderen. Nicht wenige riefen ihm zu, ob er sich wohl vorsorglich die Trainingshose am unteren Ende abgebunden hätte, eine Anspielung, die er später erst verstehen sollte. Er war noch nicht einmal bei der Hälfte der Zigarre angelangt, als sich plötzlich sein Gangbild drastisch veränderte. In seinem Kopf fühlte es sich an, als hätte die Kirmes mit einem Karussell Einzug gehalten. Als wäre das nicht genug gewesen, begann sich eine Etage tiefer sein Magen mit ungeheurer Übelkeit zu melden. Im Glauben an einer schweren Lebensmittelvergiftung zu laborieren, beschloss er auf der Stelle, die elterlichen Wohnwagen aufzusuchen. Der Weg war lange, in dieser Zeit begann die chamäleonartige Verwandlung seiner einst gesunden Gesichtsfarbe in ein Reinweiß, um sich anschließend mit jedem Schritt immer mehr dem grünlichen Spektrum anzunähern. Unabhängig davon beschloss sein Körperinhalt eine Ortsveränderung vorzunehmen und zu diesem Zweck alle geeigneten Körperöffnung zu beanspruchen. Jetzt machte auf einmal die zuvor gehörte Frage nach der zugebundenen Hose Sinn. Im Gegensatz zum Vater im Erlkönig war es ihm nicht mehr gelungen den „Hof mit Müh und Not“ zu erreichen, vielmehr glich er dem „Manneken Pis“ in Brüssel. Kurz darauf mutierte er zum „Manneken Schiss“, um gleich darauf zur Krönung das Mittagessen in den bereit gestellten Plastikeimer zu transferieren. Vom einst stolzen Zigarrenraucher war nur mehr ein wimmernder Zwergaffe übrig, der nach dem dritten Wechsel der Unterhose zumindest wieder körperlich dicht war. Er schwor daraufhin, dass die wilden Siebziger für ihn damit beendet wären.

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15. Februar 2011 2 15 /02 /Februar /2011 11:03

Faul war zwischenzeitlich das Privileg zuteil geworden in die Eliteakademie der deutschen Schule aufgenommen zu sein. Am ersten Tag wurden die Eltern noch den ganzen Tag über den Campus geführt und verschiedenste Gruppenbesprechungen fanden statt. Inzwischen sollten die Schüler am Unterricht teilnehmen. Dazu sei gesagt, dass es sich um eine moderne Form der Schule handelte. Jedes Klassenzimmer war ein kleines einzelstehendes Gebäude.  Irgendwo am Campus. Da es sich um eine Eliteschule handelte, hatten diese kleinen Gebäude keine Nummern. Man erwartete, dass die Schüler wussten, was sie taten oder wohin sie gehen mussten. Jeder Schüler hatte einen Unterrichtsplan bekommen und sollte nun eigenständig diesem Folgen. Sofort begannen sich Grüppchen zu bilden und die Schüler flogen gleich Fliegen vom Kuhmist, ab durch die Mitte.  Zu Fauls Freude war auch Navid auf diese Schule versetzt worden. So zogen die beiden von Klasse zu Klasse. Die Klassen selbst waren ausgestattet mit je drei Toiletten einem kleinen Lehrerzimmer und dem Klassenzimmer, das zu einer Seite eine Totalverglasung hatte. So sollte der Schüler irgendwie besser in die Landschaft integriert werden und vorbeigehende konnten sich gleich vom guten Unterrichtszyklus ein Bild machen. Der Taugenichts fand sich nach der vierten Stunde, plötzlich vor ein Problem gestellt. Der Unterricht sollte sich für die fünfte Stunde splitten. Das hieß, katholischer Religionsunterricht für die Römischkatholischen. Evangelisch für die Protestanten und Schulfrei für Navid, da Muselmane. Dieser war auch sofort von seinen Eltern abgeholt worden, damit er nicht planlos über das Gelände irren musste. Faul war am Ende. Er überflog abermals den Dienstplan. Katholischer Religionsunterricht oder Evangelisch für Protestanten. Religion war langweilig, außerdem hatte er schon viele Geschichten aus dem Alten Testament gehört. Na, wie viele mochten es denn schon geben.  Und überhaupt, konnte er sich gar nicht vorstellen, was ihm das im täglichen Leben helfen sollte. Aber mit Evangelisch konnte man sich auch im Ausland verständigen. Vielleicht boten die ja einen Evangelisch Kurs für Anfänger an. Da musste er hin, dass durfte er nicht versäumen. Er wollte auch Evangelisch sprechen. Also schloss er sich einer Mädchengruppe an die ebenfalls Evangelisch lernen wollte. Warum man da protestieren musste war ihm noch nicht klar, aber er war sicher, das würde ihn nach vorne katapultieren. Im Klassenzimmer mussten sich alle im Kreis hinsetzen und dann wurde erst wieder auf Deutsch gequatscht. Faul schaute zum Fenster raus und hoffte inständig, dass es bald losgehen würde. Er konnte es kaum noch erwarten. Er würde bald schon seine Eltern verblüffen, indem er Evangelisch sprach. Wie recht er mit dem Verblüffen haben sollte ahnte er noch nicht. Inzwischen kündigte sich schon wieder neuer Ärger an. Die herumsitzenden begannen in irgendeiner komischen offenen Form einer Beichte sozusagen, über ihre Sünden zu sprechen. Eine nach der Anderen oder Einer nach dem Anderen. Jedenfalls kamen zu viele Geheimnisse ans Licht. Als dies dem Taugenichts klar wurde, begann ihm abwechselnd heiß und kalt zu werden. Was für ein Theater würde es geben, wenn er über seine Aufklärungs-Feldstudie berichten müsste. Nein wie peinlich. Eher würde er tot umfallen. Gott, dachte er, wäre ich doch lieber in den Religionsunterricht gegangen, statt zu diesen Perversen, bei denen die Basis zur Erlernung einer Sprache darin besteht, seine Sünden allen anderen mitzuteilen. Hätte er das gewollt, wäre er doch wohl Radiosprecher geworden, aber so. Faul war gerade im Begriff Gott zu bitten ihm zu helfen, als er auch schon auf der anderen Seite der Scheibe zwei rot dampfende Gestalten sah. Eine davon deutete mit dem Finger auf ihn. Die Tür ging auf, der Pascha und seine ihm Angetraute traten herein, packten Faul am Kragen und trugen ihn so zur Tür hinaus.  Er wurde angeschrieen, man hätte ihn auf dem gesamten Campus gesucht, weil er nicht im Religionsunterricht war. Fauls Bemerkung er hätte sich doch nur sprachlich fortbilden wollen „EVANGELISCH“ wäre gut im kommen, ging irgendwie im Hintergrund der  Klatschkulisse unter.  Doch Fauls Vorahnung war richtig gewesen. Evangelisch hatte ihn, wenn auch indirekt, nach vorne katapultiert.

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15. Februar 2011 2 15 /02 /Februar /2011 11:02

In Almöhis Heimat wurde nicht nur großer Wert darauf gelegt, den Geist  zu schulen sondern auch den Körper, kurz Leibeserziehung genannt. Der Turnsaal bot ein Aroma, das aus einer Mischung von alten Bergschuhen, nassen Hunden und modrigem Leder zu bestehen schien, inklusive einer leicht säuerlichen Duftnote im Abgang. Selbst dem sonst orientierungslosen Schwachkopf war es unmöglich das Zentrum der Ertüchtigung zu verfehlen, er musste nur der Nase nachgehen. An Gerätschaften begnügte man sich mit einigen Matten, kürzeren rechteckigen und längeren Rollmatten, gefüllt mit Stroh bzw. in der Luxusvariante mit Rosshaar. Der einst vielleicht naturweiße Stoffbezug war an den exponierten Stellen mittelgrau und ging zu den Rändern hin in ein Lichtgrau über, bis schließlich am äußersten Teil fast die ursprüngliche Farbe zu erkennen war. Es benötigte eine große Portion Überredungskunst die aufgerollte Form halbwegs flach auf den Boden zu legen, denn sie rochen nicht nur wie ein Esel, sondern waren ebenso störrisch. Diese Unterlagen stammten, wie vermutlich auch der Lehrplan, aus der Zeit des Turnvater Jahns. Im Härtegrad war kein wesentlicher Unterschied zum normalen Boden erkennbar. Egal aus welcher Höhe ein Schüler aufschlug, Dämpfung durfte keine erwartet werden. Dafür war es trotz härtestem Aufprall unmöglich die Besinnung zu verlieren, der Geruch den die Matten verströmten wirkte wie Riechsalz.

Am Beginn der Stunde stand immer das Stangenklettern auf dem Programm. Dazu musste er einen Pfahl erklimmen, der an Decke und Boden verankert wurde. Dessen Holz war über die Jahre so abgenützt wie der Handlauf eines Stiegengeländers in einem Gründerzeithaus. Dank seiner Affengene beherrschte er diese Übung perfekt, vielleicht war er ja das lang gesuchte Missing Link zwischen Primaten und Menschen. Als Kontrastprogramm wurde gelegentlich Seilklettern angeboten, es unterschied sich aber praktisch kaum. Die einst biegsamen Taue waren durchgeschwitzt und in Kombination mit dem Schmutz unzähliger Hände buchstäblich erstarrt. Die Übungen erinnerten an den bekannten indischen Seiltrick. Wer es sich leisten konnte durfte Turnschuhe tragen, welche mit den heutigen Modellen dieser Gattung nicht viel gemeinsam hatten. Sie ähnelten etwa den heutigen Sneakers, waren damals aber weder modern noch schick. Hergestellt wurden sie von der Firma „Semperit“ (= geht immer). Die Produktion war einfach. In ein Stück Leinen, erhältlich in den Farben „graublau verwaschen“ oder hellolivgrün verwaschen“, wurden einfach ein paar Ösen für die Schuhbänder gestanzt und zum Schluss an der Unterseite die Gummisohle aufvulkanisiert. Die Schuhe erwiesen sich, wie schon der Firmenname sagt als äußerst robust. So lag es nahe, dass diese von einem Geschwisterteil zum anderen vererbt wurden, was dem Raumklima innerhalb des Turnsaales auch nicht sehr geholfen hat. Die Medizinbälle hingegen waren unverkennbar mit echtem Leder überzogen, doch der beinhaltete Schweiß von Generationen, verhalf ihnen zu der Konsistenz von Bowlingkugeln. Eine Übung bestand darin, dass sich zwei Schüler gegenseitig den Ball zuwerfen mussten. Durch seine Statur, besonders hilfreich dabei waren seine langen Armen, konnte er das Hebelgesetz perfekt ausnützen. Sein Gegenüber versuchte noch den Ball zu fangen, doch die morschen Schnürsenkel waren nicht mehr in der Lage die Füße am ursprünglichen Ort zu halten und er kippte einfach aus seinen Semperit-Latschen. Humor bedeutet für jeden Menschen etwas anderes, deshalb lachte die ganze Klasse bis auf zwei Personen. Der noch benommen am Boden liegende Mitschüler und der Lehrer, der sich zur Unterstreichung seiner Missbilligung mit der Hand im Gesicht des Bösewichts verewigte.

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15. Februar 2011 2 15 /02 /Februar /2011 11:01

Es lachten die Siebziger und alles war noch etwas einfacher gestrickt. Zum Beispiel musste man 1971, wollte man ein Bild an eine Wand hängen noch einen Holzdübel benutzen. Der Pascha war kurz zuvor im Abendland gewesen und hatte sich eine neue technische Errungenschaft zugelegt. Plastikdübel. Diese waren zu diesem Zeitpunkt im Morgenland noch gänzlich unbekannt. Der kleine Paschasohn und dessen Taugenichts von Halbbruder wurden zum Diktator zitiert. Dieser stellte mit einer Handbewegung die neue Sensation vor. Und mahnte ebenso mit der Anderen, vor Missbrauch dieser Wunderartikel. Faul begriff sofort.

Am nächsten Tag war ein Handwerker im Haus. Mit Hilfe einer Bohrmaschine bohrte er Löcher in die Betonwände der Wohnung um später diese mit Holzdübel zu füllen. Zwischenzeitlich hatte der Taugenichts den Prinzen auf dem Balkon des Hauses entdeckt. Dieser stand da und warf einen Holzdübel nach dem Anderen über die Brüstung, begleitet von den Worten: “Das ist kein Dübel, und das ist kein Dübel und das ist kein.....“ Faul bekam Panik, es roch nach Arschfeigen. Arschfeigen sind gleich wie Ohrfeigen, nur dass der laute Klatscher auf eben diese eine Stelle erfolgt. Aber nun zurück zum Taugenichts. Dieser stand nun vor einem ernsten Problem. Würde er dem Prinzen die Großpackung wegnehmen, begänne dieser sicher gleich aus vollem Hals zu plärren. Der Pascha käme und er wäre um eine Erfahrung reicher. Diese Erfahrung hatte er schon öfters gemacht. Das wollte er sich ersparen. Würde er den Pascha selbst rufen bekäme er die Lektion zugeteilt, man petzt nicht. Das natürlich mit otto-akustischer Untermalung. Es war danach immer so schön, wenn das Klingeln in den Ohren nachließ. Nein, darauf war er auch nicht so scharf. Aber das war inzwischen sowieso egal, weil der Zwerg die Schachtel geleert hatte. Er tänzelte ins Wohnzimmer vorbei an dem Taugenichts von Faul, der ihm die Schachtel aus der Hand nehmen wollte doch der Knilch plärrte wie wild drauf los. Der Pascha kam, sah und siegte. In diesem Moment tauchte der Handwerker auf,  der seine Dübel nicht finden konnte. Wohl aber die leere Schachtel, die Faul in der Hand hielt. Der wiederum stammelte etwas von Prinz.... Balkon.... Freiwurf.... . Der Stammhalter hatte genug gehört. Der Taugenichts bekam sein Fett weg.  Der lachende Prinz trabte vorbei und teilte dem Herrscher voller Stolz mit, er habe die falschen Dübel fachgerecht entsorgt. Daraufhin wurde es Faul abermals besorgt, denn es war wohl seine Schuld, er hätte eben besser auf den Prinzen achten müssen. Der Prinz selbst ging leer aus. Vielleicht weil er zu klein war, vielleicht weil dem Pascha die Hand schmerzte oder aber auch nur weil er das Wunschkind war. Faul kam sich vor wie ein Glühwurm, sein Arsch glühte. Dann kam auch schon neuer Ärger auf ihn zu. Der Handwerker hatte keine Dübel mehr und wollte seine Arbeit endlich zu Ende bringen. Der Pascha musste unter Tränen seine neuen  geliebten Dübel hergeben, der versuch Faul in die Wand zu rammen und als Bildhalter zu verwenden, scheiterte. Pro verlangtem Dübel, bekam Faul auch eine gedübelt. In dieser Nacht brauchte er kein Nachtlicht. Allerdings bekam er noch eine Letzte, weil er zur Schlafenszeit nicht aufhören wollte zu leuchten.

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15. Februar 2011 2 15 /02 /Februar /2011 11:00

Im Land des Almrauschs, damit sind Alpenrosen und nicht ein hochalpines Besäufnis gemeint, plagten den Nichtsnutz andere Sorgen. Dabei fing alles ganz harmlos an. Der Hausälteste pflegte eine Leidenschaft, für die keine Kosten und Mühen zu groß waren, die Liebe zu Klebstoffen. Er vermittelte einem durch seinen Fanatismus das Gefühl, alles auf der Welt könnte geklebt werden. So traf bei ihm das Sprichwort „Scherben bringen Glück“ wahrhaft zu, allerdings nur bei den Scherben, die er verursacht hatte. Dann kam die Revolution in Form des 2-Komponentenklebers auf den Markt. Es dauerte auch nicht lange, da lagen in einer eigenen Schublade, besser im Tabernakel, wie ein kleiner Schatz zwei Tuben UHU-plus und harrten ihrer Verwendung. Es dauerte nicht sehr lange, denn Kinder tun zwar nicht was man ihnen sagt, aber alles was verboten ist. Der Adoptivsohn lernte schnell, dass sich eine Blumenvase und ein Fußball wie Hund und Katze vertragen, es flogen die Fetzen. Im ersten Moment dachte er sofort das Land zu verlassen, doch dann fiel ihm die neueste Errungenschaft der Klebstoffindustrie ein. Heimlich schlich er zur Schublade, öffnete den Karton und sah sich zwei verschiedenfärbigen Tuben, die mit A bzw. B gekennzeichnet waren, gegenüber. Sein Melonengehirn war vollkommen überfordert. Ist A geeigneter als B? Oder heißt B einfach nur besser? Er war ratlos, bis er zufällig unterhalb des B’s das Wort „Härter“ las. Er war erleichtert, ganz klar härter ist gut, schließlich sollte die Vase wieder in ihren stabilen Urzustand versetzt werden. Er fügte die Teile zusammen, stellte die Vase an ihren angestammten Platz und verließ den Raum. Als er kurz darauf zurück kam, sah er mit Schrecken, wie gerade der letzte Teil ganz langsam am Torso der Vase herunter zu den restlichen Bruchstücken glitt. Seine Fassungslosigkeit schlug sogleich in Angst um und die ist selten ein guter Ratgeber. Er resümierte; erstens „B“ war die falsche Tube und zweitens stellt das auf der zweiten doch kein „A“ dar, sondern ein durchgestrichenes V, vielleicht das Symbol für „zerbrochene Vase“. Er blickte kurz auf die Uhr, erschrak und versuchte mit Hilfe von Papiertaschentüchern Klebstoff B von den Bruchkanten zu entfernen. Es schien ein Kleber für Papier zu sein, denn unzählige Teile des Taschentuchs klebten nun fest an den Rändern, den Händen und bald sah er aus wie geteert und gefedert. Er blickte abermals zur Uhr und begann zu zittern. Jetzt nur schnell den Klebstoff „durchgestrichenes V“ auftragen und die Vase zusammensetzen, fertig. Diesmal zerfiel sie wesentlich schneller, er war so verzweifelt, dass er nicht einmal wahrgenommen hatte, dass der Eigentümer des Scherbenhaufens bereits vor ihm stand. Alle Indizien sprachen gegen ihn. Tierloser Haushalt, Brüder alle auswärts, Mutter ebenfalls, letztes Erdbeben vor fünf Jahren und eine zerstörte Vase. Damit war es für den Adoptivvater ein Leichtes den Täter auszuforschen. Und wie zur Ironie „klebte“ er seinem Sohn gleich eine. Der saß mit hängendem Kopf da und stützte ihn auf seine von Klebstoffen überzogene Hand mit dem Ergebnis, dass er sich kurz darauf mit seinem Vater in der Notaufnahme des Krankenhauses wieder fand. Er hatte ohne zu wollen das Funktionsprinzip von Zweikomponentenklebern entdeckt und wirkte in seiner unfreiwilligen Sitzhaltung wie die Skulptur von Auguste Rodin „Der Denker“. Dass bei ihm tatsächlich kein Verstand vorhanden war zeigte sich anschließend zuhause. Er bohrte aus Zorn je ein Loch in beide Tuben, was sein Vater erst etliche Tage später während eines Reparatureinsatzes bemerkte. Um es gleich vorweg zu nehmen, die Geschichte endete nicht gut für den Sprössling.

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