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15. Februar 2011 2 15 /02 /Februar /2011 11:12

Klassenausflug. Fünfundvierzig Grad im Schatten und Klassenfahrt. Welcher Bus hatte schon eine Klimaanlage in den Siebzigern. Die Fahrgäste haben sich damals noch weggekifft um der Hitze zu entkommen. Die Fahrt ging etwa zweihundert Kilometer in die offene Wüste. Sie kamen zu einer aufgelassenen zweitausend Jahre alten Karawanserei. Faul betrachtete Navid, der aussah wie ein australischer Aborigine. Er hatte seine Instamatic Kamera um den Hals hängen und ein Klemmbrett mit Block und Schreiber in der Hand. Ebenso wie fast alle anderen auch. Das heißt wie jeder zweite Andere auch.  Es waren achtzehn Teams zu je zwei Schülern. Die sollten einen Dokumentarbericht über die Karawanserei schreiben. Navids Partner war Faul. Faul hatte weder etwas um darin Aufzeichnungen zu machen, noch Lust mit Navid durch die zerfallenen staubigen Hallen zu wandern. Er hätte lieber mit Bettina ein Team gebildet. Dann hätten sie können händchenhaltend und küssend die Gegend erforschen. Es hätte sich sicher ein romantisches Fleckchen gefunden. Aber Bettina wollte unbedingt mit Martina zusammenarbeiten, und Martina stand auf Faul. Und da er damals schon wusste wie man Weiberproblemen aus dem Weg geht, verkrümelte er sich unwillig mit Navid in die entfernteste Ecke der Anlage. Navid schrieb auf und machte Bilder. Die Außenmaße, die Zisternengröße, die Anzahl der Treppen bis unten zur Quelle, nach anfänglichem Weigern musste auch Faul in die Zisterne hinab steigen, Höhe, Tiefe und  Breite Alles wurde beäugt und vermessen. Natürlich auch fotografiert um der Nachwelt ein Andenken zu hinterlassen. Faul hatte noch vierzig Jahre danach Albträume von diesem beklemmenden Verließ. In einem der Räume fanden sie durch einen Zufall hinter einem Stein etwas Seltsames. Es war ein dunkelbraunes zerbrochenes Brettchen mit vielen bunten kleinen Teilchen darauf und vielen ebenso bunten feinen Kabeln. Etwas kosmisches oder so dachten sich beide, nichtsahnend, dass es sich nur um alten Elektronikschrott handelte. Da Faul der Einzige war der gezwungenermaßen einen Rucksack, passend zu seiner Lederhose mithatte, überredete Navid ihn, den Inhalt sofort aufzufressen und wegzutrinken um dann den Schatz dort zu verstauen. Dummerweise betraten zu diesem Zeitpunkt gerade Thomas und Behruz den Raum und beanspruchten den Schatz für sich, weil sie die Stärkeren waren. Nach einem kurzen Wortgefecht und ein wenig Rumgeschubse wurde den Raufbolden schmerzlich klar, dass der einzige Weg der diesen Schatz in den Bus schaffen könnte Fauls Rucksack war. Sie wollten gerade die Regeln festlegen, als Bernhard  Uwe, Kai und noch Andere den Raum betraten. Kurze Zeit später war klar, wie der Schatz hinaus transportiert werden sollte und wie die ganze Sache danach ablaufen müsse. Da Faul und Navid ihn gefunden hatten, durfte Navid ihn als erster mit nach Hause nehmen, zwei Tage später bekäme ihn dann Faul, weiter zwei Tage später Thomas dann Behruz und so weiter. Bei Nichtbeachtung hätte der Unwürdige seine eigene Hinrichtung zu verantworten. Das hieß dann also Tod. Handschläge besiegelten den Pakt. Faul und Navid wurden nicht gefragt. Bei der Heimfahrt wollte Faul Bettina am Fund teilhaben lassen. Die hielt sich nur die Nase zu und meinte zu Paul, dass dieser schmutzig sei und stinke. Paul war zu verlegen um zu fragen wen sie meinte, ihn oder den Schatz. Oder durfte er der Schatz sein?

Zwei Tage später bekam Faul den Schatz und verstaute ihn unbeobachtet im Kleiderschrank um ihn dann bei Zeit, näher zu beäugen. Wie erstaunt war er, als er am Folgenden Tag aus der Schule kam und sein Rucksack wie eine Quarantäne Fahne von der Wäscheleine hing. Er lief sofort zum Kleiderschrank aber der Schatz war weg. Das Hausmädchen hatte ihn entsorgt. Er war außer sich. Die Müllabfuhr war auch schon da gewesen.  Er brüllte und stampfte, es half nichts. Gut, dass der Pascha nicht da ist dachte er ins Geheim sonst gäbe es sicher seinen berühmten Backhandflips. Leider hatte Faul die Rechnung ohne den Koch gemacht. Oder besser gesagt ohne die Köche, die am nächsten Tag in der Schule auf ihn warteten.

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