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15. Februar 2011 2 15 /02 /Februar /2011 11:16

Es war der Sommer 73 und Faul musste, weil alle anderen auch dort waren, auf dem Land Urlaub machen. Der Pascha hatte sein Reich erweitert und ein erhebliches Stückchen Land erworben. Pampa pur. Mit bunten Hippiehemden und gebatikten Stirnbändern, bewaffnet mit den wohl weitesten Glockenjeans und Sandalen, hatten sich alle Familienmitglieder eingefunden. So an die fünfundzwanzig Alt- und Junghippies. Inmitten derer Faul. Gemeinsam mussten alle Kinder in der äußersten östlichen Ecke des Grundstückes eine Fallgrube ausheben, für eine Toilette. Später zimmerten  sie aus Baumästen, Bambus und Schilf ein Häuschen darüber. Dann wurde noch eine Art Herd benötigt. Sie bauten aus Hohlziegel einen Tisch. Oben drauf zementierten sie dann eine Platte mit seitlichen  Erhöhungen. Ein Eisengitter darüber und fertig war der Herd. Ebenso fertig wie Faul. Als nächstes wurden viele kleine Zelte um ein Großes aufgebaut. Das Ganze war aufgebaut wie eine kleine Stadt.  Das Hauptzelt leuchtete in grelloranger Farbe. Siebziger Jahre orange.  Der Chef hatte es neu erstanden. In so einem Öko Kommunenladen. Es war aus Leinen, orange und hatte kein separates Überzelt.  Das Hauptzelt war  nicht nur sehr groß, es war auch Dreh- und Angelpunkt des Geschehens. Sozusagen der überdachte Dorfplatz. Dort wurde getanzt, gegessen und so weiter. Faul hatte immer etwas Angst. Zuviel Ungeziefer. Riesige Spinnen, Ratten, Mäuse junge Alligatoren, Schlangen und vieles mehr. Das Terrain lag zwischen einem Reisfeld und dem Sumpf der sich zwischen ihnen und dem Meer erstreckte. Faul war gefangen. Er konnte in keine Richtung gehen ohne nicht etwas Gefährlichem zu begegnen, wie zum Beispiel Ameisen. Als  nach ein paar Tagen der Morgenhimmel wolkenbehangen die Hippies dazu einlud einen größeren Stadtbummel zu machen, zogen sie alle los. Na ja, beinahe alle. Faul und sein Cousin mussten, ob dem Platzmangel im Gefährt,  zurück bleiben. Zehn Minuten später fing es auch schon an zu schütten. Der Himmel hatte seine Schleusen geöffnet und verwöhnte Faul mit einer satten Ladung Wasser. Der zog sich darauf hin in eines der kleineren Zelte zurück um sich umzuziehen, dabei fiel ihm auf, dass er ein wenig müde war. Also legte er sich für ein kleines Schläfchen hin. Faul wachte auf weil jemand ihn bei den Ohren aus dem Zelt zog. Es war der inzwischen scheinbar zurück gekehrte Patriarch. Dieser schleppte Faul in das große Zelt, wo er eine gedonnert bekam, weil er, so der Pascha, Fanta verschüttet hätte. Und zwar jede Menge. Und das in alle Ecken des neuen Zeltes. Als Faul verneinte und beteuerte, dass er damit nichts zu Schaffen hätte, wurde er fürs vermeintliche Lügen belohnt. Vom Pascha. Daraufhin musste er sich ohne Abendessen in das kleine Zelt zurückziehen. Der Pascha hatte ihm vorgeworfen alle Fanta Flaschen im Versammlungszelt in die Ecken geschüttet zu haben.  Erstens war er das nicht gewesen, und zweitens hatten sie doch überhaupt gar kein Fanta gekauft, denn der Pascha war ja dagegen gewesen Limonade für die Kinder zu kaufen.  Das musste wohl auch irgendwann dem Patriarch gedämmert sein. Er stellte fest, dass bei dem Gewitter wohl das Zelt orange abgefärbt und das Wasser eingelassen hätte. Da sich dieser aber keine Blöße geben wollte, gab es keinerlei Entschuldigungen in Richtung Fauls. Der wiederum wollte unbedingt eine Entschuldigung aus dem Munde des Herrschers erfahren. Der Herrscher indes griff auf eine List zurück. Er kaufte ein Flugticket nach Österreich und schickte Faul zu seiner Großmutter, in der Hoffnung, er hätte die Ganze Sache vergessen bis er wieder käme. Als Faul das Flugzeug verließ, den Fuß auf den Wiener Flughafen setzte und seine Oma sah, beschloss er zwei Dinge. Erstens er würde nie wieder zurück gehen, und zweitens so zu heißen wie es in seinem Pass stand. Ab heute war er  “Paul“.

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