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15. Februar 2011 2 15 /02 /Februar /2011 11:18

Paul war überglücklich. Seit Wochen hatte es keine mehr gesetzt, auch war er nicht angebrüllt worden. Zudem waren Ferien. Das Leben bei seiner Oma war herrlich. So sollte es auch bleiben dachte sich der kleine Narr und vergrub seinen Pass, den er zuvor in eine Plastiktüte verpackt hatte, im Garten.  Spontan berichtete er auch von seiner tat der Großmutter, um sie davon zu überzeugen, dass es gar keinen Sinn mehr machen würde den Rückflug zu reservieren, da man ihn ohne Pass gar nicht mehr einreisen lassen würde. Er meinte nur kurz: “Ich bleibe da.“ Seine Großmutter wusste nicht genau was sie tun sollte. Einsteils hätte es ihr gefallen wieder etwas Leben in die alten Wände ihres Hauses zu bekommen, andererseits war sie ja nicht der Erziehungsberechtigte. Und wie würde der wohl reagieren. Also wandte sie sich Paul zu und erklärte ihm, dass diese Entscheidung nicht bei ihr liegen würde. Der erwiderte nur: “ Ich gehe nicht mehr zurück!“ So sah sich die Großmutter genötigt den Pascha an die Strippe zu bekommen. Paul zitterte schon ob der Antwort und überlegte bereits wie er den vermaledeiten Pass nun entgültig loswerden konnte. Das Telefonat war kurz. Der Großmutter standen die Tränen in den Augen. Paul wollte schon in den Garten laufen um seine Tat zuende bringen zu können, als ihn die Großmutter liebevoll in die Arme nahm, ihm zuzwinkerte und ihrer Fassungslosigkeit Luft machte: “Er hat  “JA“ gesagt. Er hat ohne zu zögern einfach “JA“ gesagt.“ Paul lachte. Paul lachte so herzhaft, dass ihm die Tränen über das Gesicht liefen. Er war jetzt frei. Er drückte seine Großmutter um danach in den oberen Stock zu sausen und Ingrid zu berichten. Ingrid war das Nachbarsmädchen, dass gleich alt war wie er. Sie spielten zusammen den ganzen Tag im riesigen Garten des Anwesens. Ingrid freute sich auch. Ihre Eltern weniger. Der Sommer dreiundsiebzig war lag und schön. Obwohl permanent  durch die Argus Augen ihrer Eltern überwacht. Paul war das egal. Er lag in der Wiese, ein Gänseblümchen zwischen den Zähnen, die Augustsonne schien ihm auf den Bauch, er starrte in den kitschig blauen Himmel, wurde von Ingrid umsorgt und Mittags gab es dann immer seine Lieblingsspeisen, die er dann ohne Futterneid zu sich nehmen konnte. Kein Teilen angesagt. Außer mit der Großmutter. Paul wünschte sich, der Sommer würde niemals enden. Die Flower Power Zeit war im vollen Gange. Er vermisste lediglich Navid. Und natürlich Bettina. Ob sie es überhaupt bemerken würde, dass er im Herbst dort nicht mehr zur Schule ging? Ob Navid ihr ab jetzt den Hof machen würde. Es machte ihn verrückt. Er dachte schon daran seinen Pass auszugraben und wieder zurück zu gehen. Wegen Navid natürlich. Jungs müssen zusammen halten. Nein, ganz sicher nicht wegen Bettina. Ach, Bettina.  Er war im Begriff diese Dummheit zu tätigen, als er  im Gedanken versunken ein sehr schönes Wasserglas zerbrach, indem er es unabsichtlich gegen den Wasserhahn donnerte. Er wurde als gleich kreidebleich und suchte das Weite.  Er suchte der Ohrfeige zu entkommen die ihn erwartete.  Kurze Zeit später wurde er von der Großmutter gerufen. Ängstlich aber doch folgsam wie er war schlich er wie ein geschlagener Hund zurück in Richtung Großmutter. Wie perplex musste sein Gesichtsausdruck gewesen sein, als diese ihn nicht anbrüllte oder mit der Hand ausholte, sonder nur besorgt fragte, ob er sich auch nicht verletzt hätte. Paul heulte. Er konnte es nicht glauben. Und niemand der ihm jetzt eine aufs Maul klatschte damit er wusste, warum er flennte. Wie gesagt es war ein herrlicher Sommer. Einmal dachte er kurz an den Pascha, seiner Frau und den Prinzen. Es drängte sich ihm unweigerlich die Frage auf, wer wohl wen weniger vermissen würde.

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