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15. Februar 2011 2 15 /02 /Februar /2011 11:08

Zur gleichen Zeit kam es in der Alpenstadt ebenfalls zu einem „Fenstersturz“. Die Zwillingsforscher hätten aufgejubelt und diesen Vorfall als Beweis für eine genetische Determination angesehen. Zur Vorgeschichte. Der älteste Bruder saß alleine auf dem Boden, er war zu diesem Zeitpunkt etwa 2 Jahre alt. Trotz seines kurzen Daseins schnappte er sich einen herumliegenden Pantoffel und schleuderte diesen zielgenau durch das offene Fenster. Ein paar Minuten später läutete es an der Wohnungstüre und eine aufgebrachte Dame fuchtelte der Mutter wild mit dem Hausschuh vor der Nase herum. Sie forderte lückenlose Aufklärung über den hinterhältigen Angriff gegen ihre Person. Nachdem die Mutter nicht sofort begriff was denn eigentlich geschen war fauchte die Frau sie an. Sie wäre eben vom Friseursalon hinaus auf die Straße gegangen, als sie plötzlich heimtückisch von diesem Filzschuh am Kopf getroffen. Zum Glück waren in jener Zeit Hochsteckfrisuren in Mode, nicht auszudenken, was bei einem Jahre später modernen Bubikopf-Haarschnitt für Verletzungen auftreten hätten können. Als die Mutter erklärte, dass nur ihr kleiner Sohn anwesend wäre, blickte die erzürnte Frau sie argwöhnisch an. Sie versuchte offensichtlich herauszufinden ob nicht die Hausfrau einen Rückfall ins Infantile erlitt und alleine für diesen Fauxpas verantwortlich war. Jedenfalls nahm sie die Entschuldigung an und die Sache war damit erledigt.

Etliche Jahre später wurde der Adoptivsohn von einer unbändigen Sehnsucht getrieben, ebenfalls den freien Fall praxisorientiert zu untersuchen. Im war die Geschichte mit dem Hausschuh und die Gefährlichkeit dieses unbeabsichtigten Wurfes bekannt. Aber erstens war sein Vorhaben bewusst geplant und zweitens wollte er dafür Wasser verwenden, um so ein Verletzungsrisiko auszuschließen. Der erste Versuch war paradoxerweise ein „Trockenversuch“, d.h. ohne Einbeziehung eines Passanten. Er stellte dabei fest, dass die Durchsichtigkeit des Wassers, eine genaue Beobachtung wesentlich erschwert. In einem kinderreichen Haushalt finden sich Unmengen an Malfarben in allen möglichen Konsistenzen. Er entschied sich für pastöse Wasserfarben und quetschte die halbe Tube mit der Aufschrift „Zinnoberrot“ ind das bereits Glas und rührte geduldig um, bis sich die Farbe komplett darin aufgelöst hatte. Er nahm es und machte sich äußerst behutsam auf den Weg zum Fenster um ja nichts zu verschütten. Er beugte sich hinaus und musste nur noch die Geschwindigkeit des Fußgängers und die Fallhöhe aus dem 4. Stock in Einklang bringen. Zu seiner eigenen Verwunderung erwies er sich dabei als überdurchschnittlich begabt. Von den fluchenden Passanten bekam er nichts mit, denn sobald er den Treffer gelandet hatte, schloß er blitzartig das Fenster. Nach einiger Zeit er war gerade bei der Farbe „Königsblau“ angekommen, traf er den wahrscheinlich reaktionsschnellsten Mann der Welt. Kurze Zeit später läutete es an der Wohnungstüre und als die Mutter sie öffnete staunte sie über einen Herrn, der sich scheinbar im wahrsten Sinne des Wortes blau geärgert hatte. Von der einen Hälfte des Gesichtes tropfte das gefärbte Wasser auf das Revers seines Kamelhaarmantels. Eigentlich harmoniert das Königsblau perfekt mit dem Beige des Mantels, dachte sich der Adoptivsohn, der Mann sah das naturgemäß anders und forderte die Kosten für eine Komplettreinigung. Der böse Knabe aber sah schwarz für sich, erhielt abends ebenfalls eine Reinigung in Form einer „Kopfwäsche“, seine Wange strahlte danach in der RAL-Farbe 3026 - „Leuchthellrot“.

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