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15. Februar 2011 2 15 /02 /Februar /2011 11:03

Faul war zwischenzeitlich das Privileg zuteil geworden in die Eliteakademie der deutschen Schule aufgenommen zu sein. Am ersten Tag wurden die Eltern noch den ganzen Tag über den Campus geführt und verschiedenste Gruppenbesprechungen fanden statt. Inzwischen sollten die Schüler am Unterricht teilnehmen. Dazu sei gesagt, dass es sich um eine moderne Form der Schule handelte. Jedes Klassenzimmer war ein kleines einzelstehendes Gebäude.  Irgendwo am Campus. Da es sich um eine Eliteschule handelte, hatten diese kleinen Gebäude keine Nummern. Man erwartete, dass die Schüler wussten, was sie taten oder wohin sie gehen mussten. Jeder Schüler hatte einen Unterrichtsplan bekommen und sollte nun eigenständig diesem Folgen. Sofort begannen sich Grüppchen zu bilden und die Schüler flogen gleich Fliegen vom Kuhmist, ab durch die Mitte.  Zu Fauls Freude war auch Navid auf diese Schule versetzt worden. So zogen die beiden von Klasse zu Klasse. Die Klassen selbst waren ausgestattet mit je drei Toiletten einem kleinen Lehrerzimmer und dem Klassenzimmer, das zu einer Seite eine Totalverglasung hatte. So sollte der Schüler irgendwie besser in die Landschaft integriert werden und vorbeigehende konnten sich gleich vom guten Unterrichtszyklus ein Bild machen. Der Taugenichts fand sich nach der vierten Stunde, plötzlich vor ein Problem gestellt. Der Unterricht sollte sich für die fünfte Stunde splitten. Das hieß, katholischer Religionsunterricht für die Römischkatholischen. Evangelisch für die Protestanten und Schulfrei für Navid, da Muselmane. Dieser war auch sofort von seinen Eltern abgeholt worden, damit er nicht planlos über das Gelände irren musste. Faul war am Ende. Er überflog abermals den Dienstplan. Katholischer Religionsunterricht oder Evangelisch für Protestanten. Religion war langweilig, außerdem hatte er schon viele Geschichten aus dem Alten Testament gehört. Na, wie viele mochten es denn schon geben.  Und überhaupt, konnte er sich gar nicht vorstellen, was ihm das im täglichen Leben helfen sollte. Aber mit Evangelisch konnte man sich auch im Ausland verständigen. Vielleicht boten die ja einen Evangelisch Kurs für Anfänger an. Da musste er hin, dass durfte er nicht versäumen. Er wollte auch Evangelisch sprechen. Also schloss er sich einer Mädchengruppe an die ebenfalls Evangelisch lernen wollte. Warum man da protestieren musste war ihm noch nicht klar, aber er war sicher, das würde ihn nach vorne katapultieren. Im Klassenzimmer mussten sich alle im Kreis hinsetzen und dann wurde erst wieder auf Deutsch gequatscht. Faul schaute zum Fenster raus und hoffte inständig, dass es bald losgehen würde. Er konnte es kaum noch erwarten. Er würde bald schon seine Eltern verblüffen, indem er Evangelisch sprach. Wie recht er mit dem Verblüffen haben sollte ahnte er noch nicht. Inzwischen kündigte sich schon wieder neuer Ärger an. Die herumsitzenden begannen in irgendeiner komischen offenen Form einer Beichte sozusagen, über ihre Sünden zu sprechen. Eine nach der Anderen oder Einer nach dem Anderen. Jedenfalls kamen zu viele Geheimnisse ans Licht. Als dies dem Taugenichts klar wurde, begann ihm abwechselnd heiß und kalt zu werden. Was für ein Theater würde es geben, wenn er über seine Aufklärungs-Feldstudie berichten müsste. Nein wie peinlich. Eher würde er tot umfallen. Gott, dachte er, wäre ich doch lieber in den Religionsunterricht gegangen, statt zu diesen Perversen, bei denen die Basis zur Erlernung einer Sprache darin besteht, seine Sünden allen anderen mitzuteilen. Hätte er das gewollt, wäre er doch wohl Radiosprecher geworden, aber so. Faul war gerade im Begriff Gott zu bitten ihm zu helfen, als er auch schon auf der anderen Seite der Scheibe zwei rot dampfende Gestalten sah. Eine davon deutete mit dem Finger auf ihn. Die Tür ging auf, der Pascha und seine ihm Angetraute traten herein, packten Faul am Kragen und trugen ihn so zur Tür hinaus.  Er wurde angeschrieen, man hätte ihn auf dem gesamten Campus gesucht, weil er nicht im Religionsunterricht war. Fauls Bemerkung er hätte sich doch nur sprachlich fortbilden wollen „EVANGELISCH“ wäre gut im kommen, ging irgendwie im Hintergrund der  Klatschkulisse unter.  Doch Fauls Vorahnung war richtig gewesen. Evangelisch hatte ihn, wenn auch indirekt, nach vorne katapultiert.

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